EINRICHTUNG - Rückwandbau

Bau der Terrariumrückwand

Ich habe verschiedene Möglichkeiten der Rückwandgestaltung im Terrarium ausprobiert. Je nach Zweck des Terrariums haben alle Varianten vor und Nachteile. Soll ein Terrarium zu Aufzucht kleiner Pfeilgiftfrösche dienen, reicht eine angeklebte Korkplatte bereits aus, um etwas Feuchtigkeit zu speichern und Pflanzen einen ersten Halt zu geben. Nach zwei Jahren kann der Kork schnell entfernt und erneuert werden. Ein Terrarium, das als Schauterrarien über viele Jahre halten soll, gestalte ich mit verschiedenen künstlichen Einbauten, welche sehr haltbar sind, den Bedürfnissen der Terrarien- bewohner gerecht werden und ein möglichst natürliches Bild vom tropischen Regenwald spiegeln.

Regenwaldterrarium bauen

Hier zeige ich, wie ihr auf einfache Art und Weise ein kleines Terrarium ausbauen könnt. Ziel ist es, der Rückwand und auch den beiden Seitenwänden etwas Struktur zu geben. Später können hier z.B. Äste oder Lianen eingeklemmt werden. Die Wände sollen sehr haltbar sein, möglichst natürlich aussehen und Feuchtigkeit speichern

Das dargestellte Verfahren ist geeignet, wenn ein Terrarium ohne lange Härtungs- oder Trocknungs- zeiten ausgestaltet werden soll. Innerhalb von 2 Tagen kann das Terrarium bepflanzt werden.


Schritt 1

Pfeilgiftroschterrarium bauen

Der Rohbau, hier aus Glas, wird mit Schaumpolystyrolplatten (z.B. Styropor) ausgekleidet. Diese werden mit einem Cuttermesser passend geschnitten. Je nach eigener Vorstellung kann in die Oberfläche eine Struktur geschnitzt werden. Auch Berge, Wasserläufe, etc. können aus Styropor oder dem etwas festeren Styrodur hergestellt werden. Polystyrol ist beständig gegen Wassereinwirkung und verrottet nicht. Allerdings saugen sich die Luftkammern im Schaumstoff voll Wasser. Dies kann nur mit einer Versiegelung verhindert werden. Polystyrol ist physiologisch unbedenklich und für sogar für Lebensmittelverpackungen uneingeschränkt zugelassen. Polystyrol ist der einzige Kunststoff, der zur Lagerung von rohem Fleisch oder Fisch zugelassen ist (Quelle: Wikipedia).

Rückwandbau für Pfeilgiftfrösche

Aber - solche Einbauten beanspruchen viel Platz im Terrarium, der im Zweifel den Tieren verloren geht. Im Bild bearbeite ich einen 50er Würfel und halte dabei die Wandbekleidung möglichst dünn, um nicht zu viel Platz in dem kleinen Terrarium zu verlieren. Um eine gute Struktur zu bekommen reichen hier 2 bis 3 cm dicke Platten bereits aus.

Rückwandbau im Feuchtterrarium

Mit einem Heißluftfön oder auch einem kleinen Gasbrenner lassen sich die geschnittenen Strukturen nacharbeiten. Dabei verfestigt sich die Oberfläche. Für die Strukturierung können zusätzlich einige Styroporabschnitte aufgeklebt werden. Wenn die Platten fertig gestaltet sind und alles passt, klebe ich diese mit Aquariensilikon oder einem neutralen und lösungsmittelfreien Kleber ein. Im Beispiel möchte ich auch den Boden beschichten, deshalb habe ich eine 10 mm Styroporplatte eingesetzt. Durch die punktuelle (nicht vollflächige Verklebung) lassen sich später die Einbauten recht einfach wieder entfernen: Bei einer direkten Beschichtung auf Glas wird das schon eine erheblich schwierigeres Unterfangen.

Rückwandbau im Feuchtterrarium

Für den Fall, das Installationen (Elektrokabel oder Rohre) im Terrarium verlegt werden sollen, empfehle ich die bereits jetzt in die Rückwand einzubauen oder zumindest Leerrohre zu verlegen. In unserem aktuellen Fall ist das nicht nötig. Die erforderlichen Installationen bringe ich von außen an.

Zum Teil ist es üblich in die Rückwände Kork, Wurzelstücke, Holz oder anderes organisches Material einzubauen. Das sieht schön aus, bringt aber nach meiner Erfahrung mehrere Nachteile mit sich.

Holz und Wurzeln quellen im tropischen Klima erheblich auf. So manch einer hat damit sein neu erworbenes Terrarium gesprengt. Zumindest sind die Glasscheiben gesprungen.

Weiterhin sind die Anschlussstellen der verschiedenen Materialien eine Schwachstelle, welche nicht richtig dicht zu bekommen ist. Die Folge: Es gelangt Wasser hinter die Einbauten und gammelt. Grillen finden unbeschichtete Stellen und fressen sich, für die Frösche und den Pfleger unerreichbar, in die Schaumstoff-Berge hinein.

Ich empfehle solche Naturmaterialien einfach ins Terrarium zu stellen oder auf die Beschichtung aufzukleben, sodass im Bedarfsfall (Wurzel ist aufgeweicht und morsch) das Teil ohne großen Aufwand ausgetauscht werden kann.

Sehr schöne Strukturen wie Wurzeln oder Lianen lassen sich mit PU-Montageschaum herstellen. Einfach in die gewünschte Form sprühen und nach dem Aushärten mit dem Cuttermeser nach- schnitzen. Für massige Schaumeinbauten sollte 2-Komponentenschaum verwendet werden. Damit stellt ihr ein Aushärten auch im Inneren sicher. Für kleinere Gestaltungselemente ist ein 1-Komponenten- schaum ausreichend. Sehr präzise und gezielt modellieren lässt sich mit einer Schaumpistole.

Paludarium Rückwand

Schritt 2

Nun kommt eine Beschichtung auf die Styropureinbauten. Ich beschichte grundsätzlich 2-fach. Zuerst eine Grundierung und darüber die Deckschicht mit einem Gemisch aus Torf, Humus und Moos. Die Grundierung hat den Vorteil, dass Poren und schmale Ritzen versiegelt und aufgefüllt werden. Das spart Material und Zeit bei der Deckbeschichtung.

Paludarium-Rückwand bauen

Vor Beginn der Beschichtungsarbeiten werden alle Lüftungsgitter und die Bereiche, welche keine Beschichtung erhalten sollen abgeklebt (wichtig – exakt abkleben).

Als Grundierung verwende ich eine mineralische plastische Masse. Es funktioniert auch mit Fliesenkleber. Wer experimentieren will, sollte zuvor Tests machen, ob die Felswand eventuell die Wasserwerte beeinflusst und basisch reagiert! Als zähflüssige Masse trage ich die Grundierung mit einem Pinsel auf. An den Randbereichen kommt ein kleiner Pinsel zum Einsatz.

Pfeilgiftfroschterrarium Beschichtung selber machen

Mit der Grundierung lassen sich auch Stein und Felsstrukturen herausarbeiten. Wer Felsimitate im Terrarium haben möchte, nimmt weniger Wasser - etwa so viel, dass sich eine Paste ergibt, welche gespachtelt und mit einem Pinsel strukturiert werden kann. Der eigenen Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Rückwandbeschichtung Regenwaldterrarium

Nach einem Tag hat sich die Grundierung verfestigt und ich beginne mit der Oberflächendeckbeschichtung. Im Aquarienbau und auch der Terraristik haben sich Polyurethan-Beschichtungen bewährt. Ich nutzte eine aus zwei Komponenten bestehende Masse, als 2K-PU bezeichnet. Diese wird mit natürlichen Farbpigmenten (braun oder schwarz) angerührt und weist eine pastöse klebrige Konsistenz auf.

Pfeilgiftfroschterrarium 2k-PU-Beschichtung selber machen

Den Härter in die Grundsubstanz geben und sehr gründlich verrühren und anschließend mit einem Pinsel, nicht sparsam, auftragen. Dies sollte in möglichst kurzer Zeit geschehen, denn die beiden Komponenten reagieren miteinander und die Aushärtung beginnt. Innerhalb von 30 bis 45 min sollte der Anstrich mit trockenem Torf beworfen werden. Ich massiere den Torf mit den Händen in die Masse ein. Ich rate dringend dazu, beim Beschichten Schutzhandschuhe und alte Kleidung zu tragen. Ausgehärtetes Polyurethan ist ein Kunststoff und lässt sich nur noch mechanisch entfernen.

Regenwaldterrarium mit Torf-Humus-Moos beflocken

Nach etwa 24 bis 48 Stunden kann der überschüssige Torf gründlich entfernt werden. Mit einem Staubsauger lässt sich das gut bewerkstelligen. Danach spüle ich lose Partikel gründlich mit der Wasserspritze ab.

Fertig

Das Terrarium ist zur weiteren Einrichtung fertig. Die Polyurethan-Masse härtet zu einem festen aber elastischen Kunststoff aus. Der beschichtete Bereich ist gut versiegelt und auf dem etwas Feuchtig- keit speichernden Torf können gut Moose ansiedeln. Bei dieser Methode ist kein wochenlanges Trocknen, Nacharbeiten und dann wieder Befeuchten der Beschichtung notwendig. Einfach noch die Technik installieren, Pflanzen einsetzen und das Terrarium kann einlaufen.

Pfeilgiftfroschterrarium bezugsfertig

Beim Ausbau von großen Terrarien gehe ich ebenso vor, jedoch werden die Rückwandplatten als Einzelmodule mit gezeigten Schritten außerhalb des Terrariums hergestellt und dann eingeklebt. Die Fugen und Stöße werden mit Bauschaum verfüllt und mit 2K-PU-Masse und Torf beschichtet. Über dieses Verfahren berichte ich im Beitrag: „Paludarium - ein Experiment" - demnächst verfügbar.

Die Beschichtungsstoffe gibt es hier ... Terrarien und Zubehör